Ausgabe 2014 KW 37

Energie-Management

Software-Branchenlösung für die Papierindustrie

Umweltschonend produzieren, Betreiberrisiken reduzieren

Quelle: Sappi

In Zusammenarbeit mit mehreren Landesverbänden der Papierindustrie sowie der Papierfabrik Sappi Stockstadt und der Reno di Medici hat die Inplus GmbH, ein Software-Spezialist für Umwelt und Sicherheit, eine praxisnahe Softwarelösung für die Papierindustrie entwickelt.

Die modulare, skalierbare Branchenlösung unterstützt ein sicheres, ressourcenschonendes und kostengünstiges Management von Umwelt- und Sicherheitspflichten und reduziert durch eine rechtssichere Datenhaltung zudem das persönliche Haftungsrisiko der Fabrikbetreiber. Ein einheitliches Tool ersetzt dabei viele Excel-Tabellen.

Einheitliches Tool

Sappi in Stockstadt Quelle: Sappi

Ressourcenintensive Branchen wie die Papierindustrie sehen sich vor dem Hintergrund permanent schärferer gesetzlicher Regelungen wie aktuell der EU-Richtlinie über Industrie-Emissionen, einer in Umweltfragen sensibilisierten Öffentlichkeit und gleichzeitig einem weltweit steigenden Wettbewerbsdruck vor gewaltige Herausforderungen gestellt. Damit das nicht die Konkurrenzfähigkeit der produzierenden Unternehmen bedroht, wird ein gezieltes Management sämtlicher umweltschutz- und sicherheitsrelevanter Belange zunehmend zu einem wettbewerbsentscheidenden Faktor.

Die Sappi Stockstadt GmbH in Stockstadt bei Aschaffenburg ist eine Papier- und Zellstofffabrik mit eigenem Kraftwerk. Das 730 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählende Unternehmen gehört zum südafrikanischen Sappi-Konzern, dem weltweiten Marktführer für gestrichenes Feinpapier. Sappi Stockstadt liefert dem Fachhandel, Druckereien, Verlegern und Designern hochwertige Produkte und Dienstleistungen. In Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen aus Industrie und IT wird fortlaufend nach Verbesserungen von Produkten und Produktionstechnologien geforscht: Prozess- und Qualitätsoptimierungen sollen die Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen.

Um ressourcenschonender und umweltverträglich – gewissermaßen „grün(er)“ – zu produzieren, sind Fertigungsunternehmen zumeist weniger auf die derzeit vielfach gehypten erneuerbaren Energien angewiesen, als vielmehr auf ein fortlaufendes, IT-gestütztes Energie-Management einschließlich entsprechender Planungsstrategien und Dokumentationen sowie einer umfassenden IT-Unterstützung rund um das Umweltmanagement, welches hilft, gesetzliche Vorschriften umzusetzen und rechtssicher für Behörden zu dokumentieren.

„Unser bisherige unternehmensinterne Handhabung umweltschutz- und sicherheitsrelevanter Aufgaben mit dezentral geführten Excel-Listen war aufgrund mangelnder Transparenz unübersichtlich, wenig effizient und bisweilen unsicher, da mit der unterschiedlichen Datenhaltung unter anderem Daten doppelt geführt wurden “, erinnert sich Martin Schilha, Leiter der Abteilung Umwelt und Arbeitssicherheit bei Sappi Stockstadt GmbH. „Wir waren deshalb schon lange auf der Suche nach einem einheitlichen Tool zum Management dieser Themen. Aus der Menge allgemein gehaltener Management-Tools stach das Tool UMsys der Inplus GmbH deutlich hervor.“

Der auf Umwelt und Sicherheit spezialisierte Softwareanbieter aus Germering nahe München liefert mit der integrierten, flexiblen Software UMsys (Universal Management System) ein einheitliches Managementsystem für Umweltschutz, Sicherheit, Gesundheit und Qualität. UMsys dient als Plattform für die Verwaltung verschiedener Fachbereiche, Anforderungen und Daten und unterstützt verschiedenste Aufgaben in Umweltschutz und Sicherheit.

 

 

Rechtssicherheit

Streichmaschine bei Sappi in Stockstadt Quelle: Sappi

„Die rechtssichere und effiziente Administration des Umweltmanagements gewinnt vor dem Hintergrund der neuen Industrie-Emissionen-Richtlinie an Bedeutung. Deshalb hatten wir nach Möglichkeiten gesucht, unseren Mitgliedsunternehmen hierzu eine Unterstützung anbieten zu können“, erklärte Markus Erlewein vom Verband Bayerischer Papierfabriken (VBP). Im Rahmen eines Pilotprojekts mit den ost- und norddeutschen Kollegenverbänden, Inplus entwickelte man das Tool UMsys zur branchenspezifischen Lösung weiter.

„Passen die Funktionen? Bilden diese die Prozesse der Papierindustrie exakt ab? Passen die Begrifflichkeiten?“, erklärt Schilha die Leitfragen, die es auf dem Weg zur maßgeschneiderten papier- und zellstoffspezifischen Softwarelösung umzusetzen galt. „Ob ‚Papiermaschine’ oder ‚Rollenschneider’ – wer nun das Tool öffnet, sieht sofort die branchentypischen Fachausdrücke. Das hilft enorm, die Akzeptanz unter den Anwendern zu erhöhen“, so Schilha, der als Sappi-Mitarbeiter zugleich als Sprecher des Forums „Umwelt und Verbraucher“ beim Verband Bayerischer Papierfabriken (VBP) aktiv ist.

Übersichtlichkeit

Markus Erlewein vom Verband Bayerischer Papierfabriken Quelle Sappi(VBP)

Schon jetzt zeigt die Arbeit mit dem Testsystem, dass UMSys zu einer transparenten Datenhaltung und effizienten Prozessen rund um Umwelt und Sicherheit beiträgt. „Das nunmehr branchenspezifische Tool deckt eine Menge ab und vereinfacht enorm das Management unserer Umwelt- und Sicherheitspflichten“, sagt Schilha. So werden z.B. Immissionsmessungen in dem Tool nicht nur rechtssicher dokumentiert, sondern über die Terminverwaltung wird gewährleistet, dass kommende Messungen termingerecht entsprechend gesetzlicher Bestimmungen durchgeführt werden.

Der zentrale Anreiz indes für die Entscheidung zu solch einem Tool war das behördlich vorgeschriebene Genehmigungsmanagement, welches sich aus der aktuellen EU-Richtlinie über Industrie-Emissionen (Industry Emissions Directive IED) ergibt. „So ein einheitliches System mit strukturierten Daten weckt bei den Behörden sehr viel mehr Vertrauen als unübersichtliche 20 Excel-Listen, mit denen wir bisher die Informationen präsentiert haben“, so Schilha und fährt fort: „Wir zeigen mit UMsys den Behörden, dass wir unsere Anlagen rechtssicher betreiben, reduzieren den Aufwand für die Durchführung von Inspektionspflichten und sparen intern Zeit und Geld. Die automatische Erstellung von Berichten über die angeforderten Informationen auf Knopfdruck erspart eine langwierige Datensammlung. Ebenfalls auf Knopfdruck bietet das Tool auf Basis eines Stoffkatasters nach CLP eine Übersicht zu allen verwendeten Stoffen und deren Eigenschaften. Die Ausgabe und Auswertung wird dadurch vereinfacht. Im Vergleich mit Emissionsgrenzwerten werden Lücken so schneller identifiziert.

Bei der Sappi Stockstadt läuft das branchenspezifische Software-Tools derzeit im Testbetrieb. Wenn die Lösung live geschalten wird, eröffnen die Projekt-Partner damit der Papier- und Zellstoffindustrie zukunftsweisende Perspektiven im Hinblick auf eine ressourcenschonende Fertigung, bei der Umwelt- und Sicherheitspflichten einfach, sicher und kostengünstig gemanagt werden.

Eva Günzler